22.03.2022 | Pellets

Interview

mit Helmut Schellinger

Wir informieren über Hintergründe zur Pelletpreis-Entwicklung und ordnen Feinstaub- Emissionen bei Holzpellets realistisch ein:

  • Was ist mit den Pellet-Preisen passiert?
  • Sauber Heizen mit Holzpellets: umweltschädlich oder unverzichtbar?

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Nach Jahren sehr niedriger Preisniveaus ist der Pelletpreis von einem 10-Jahrestief im vergangenen Sommer in den letzten drei Monaten auf über dreihundert Euro je Tonne gestiegen.

Was ist passiert?

Helmut Schellinger: „Viele Jahre blieben Holzpellets von der allgemeinen Teuerung verschont. Verschiedene Ursachen führen dazu, dass jetzt auch Pellets betroffen sind. Verbraucher, die im Winter tanken, haben diesen Preisanstieg erfahren. Viele andere Kunden hatten bereits letzten Sommer getankt und warten auf eine günstige Sommer-Einlagerung.“

Welche Gründe gibt es für den Preisanstieg?

Helmut Schellinger: „Ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben, sind dies für uns die wesentlichen Punkte, die zum Preisanstieg geführt haben:

  • Pandemiebedingtes „Lieferkettenstocken“: In der Folge von Hamsterkäufen im Bereich Schnittholz während der Hochphase der Pandemie sind dann im späten Herbst die Absätze abrupt eingebrochen. Damit sind massiv weniger Sägemehl und Hackschnitzel in den Sägewerken angefallen, die Rohstoffkosten sind dadurch erheblich gestiegen. Gleichzeitig ist die Nachfrage nach Pellets saisonüblich und zusätzlich durch Neuinstallationen angestiegen. Diese Faktoren haben den Preis maßgeblich nach oben getrieben.
  • Ende des Überangebotes an Stammholz: Durch die Trockenheit der letzten drei Jahre musste sehr viel Holz schnell aus dem Wald geholt und verarbeitet werden, um einen Käferbefall des gesunden Waldes zu verhindern. Das drückte den Preis für Stammholz stark und führte im Sommer zu einem Überangebot an Restholz mit niedrigen Pelletpreisen.
  • Klimarelevanz wird bewertet. CO2 wird zu einer Währung: Die Einführung der CO2-Abgabe verteuert alle konventionellen Produkte. Aus klimapolitischer Sicht ist die CO2-Abgabe ein wichtiges und wirksames Mittel, um eine zügige Emissionsreduzierung herbeizuführen. Produkte mit einem großen CO2-Rucksack werden teurer, der Verbraucher spart dagegen bei der Wahl nachhaltiger Produkte. Wo es heute noch keine CO2-neutrale Lösung gibt wie beim Transport, sind anteilig auch CO2-neutrale Produkte wie Holzpellets betroffen."

Vermiedene CO2 Emissionen MAP

Mit normierten Holzpellets können eine ganze Menge CO₂-Emissionen vermieden werden.

Und wie geht es weiter? Gibt es auch erfreuliche Aussichten?

Helmut Schellinger: „Wir alle wissen das: fossile Energie ist endlich und verursacht immense Folgekosten. Das wird sich nicht mehr ändern.

Holzpellets sind – trotz der aktuellen Preissteigerungen - weiterhin mit Abstand der günstigste Wärme-Energieträger. Die Steigerungen bei Pellets waren immer geringer als bei Öl und Gas und auch Strom. Aus unserer Sicht wird der Unterschied so bleiben. Aktuell lässt es sich leicht nachrechen – Heizöl kostete in den letzten Wochen knapp einen Euro je Liter, für 2 Kilo Pellets wurden 70 bis 80 Cent bezahlt. Ein Beispiel: bei einem Verbrauch von 5 Tonnen Pellets (2500 l Öl) bezahlte der Pelletnutzer 750 € weniger als der Ölheizer. Beim Vergleich mit Gas geht die Schere noch weiter auseinander. In der Vergangenheit betrug der Preisrückgang immer zwischen 20 und 30 Euro je Tonne, wie hoch das dieses Jahr sein wird ist allerdings heute noch „Glaskugel…“."

Was empfehlen Sie? Was kann man als Verbraucher tun?

Helmut Schellinger: „Es gab noch kein Jahr während der letzten 25 Jahre, in dem sich die Einlagerung im Sommer nicht gelohnt hat. Unsere Erfahrung ist seit fast 25 Jahren, dass sich die Einlagerung des Jahresheizbedarfes im Sommer immer lohnt. Das Eichhörnchen zeigt wie es geht…

Neben dem signifikanten Preisvorteil kann die Anlieferung entspannt zum Wunschtermin erfolgen.

Möglichst flexibel einkaufen und, auf längere Sicht, seinen Energieverbrauch insgesamt reduzieren, das sind die wichtigsten Maßnahmen, um Kosten zu sparen und dabei noch einen Beitrag zur Nachhaltigkeit zu leisten. Dazu gehören: Pelletlager so vergrößern, dass die Befüllung einmal jährlich im Sommer stattfinden kann. Und langfristig: „Checken“ Sie den Wärmebedarf ihrer Immobilie. Wie lässt sich der Verbrauch weiter senken – zum Beispiel mit Solarthermieanlage, Lüftungsanlage und den verschiedenen Möglichkeiten der Gebäudedämmung.

Auf dem Preisniveau der letzten Jahre werden die Pellets nicht wieder landen. Denn Holz hat – ob als Bau- oder Energieholz - eine sehr wichtige Nachhaltigkeitsaufgabe. Die enorme Leistung des Waldes wurde lange unterbewertet und wird jetzt immer wichtiger. Wald ist gleichzeitig CO2-Senke und Lieferant heimischer, CO2-neutraler Rohstoffe. Die nachhaltige Nutzung der Produkte des Waldes trägt ganz wesentlich zum Klimaschutz bei und die Preise müssen das honorieren."

„Heizen mit Holzpellets – umweltschädlich oder unverzichtbar?“

Die Presse ist gerade voll davon – Holzfeuerungen werden als Umweltverschmutzer bezeichnet. Was steckt dahinter?

Helmut Schellinger: „Eine Statistik des Bundesumweltamtes, in der alle Emissionen aus der Holzverbrennung summiert in einem Wert genannt werden, hat zu der pauschalen Aussage geführt, dass die Zahl der Holzfeuerungen aus Gründen der Luftreinhaltung zu halbieren seien.

Die moderne Pelletheizung hat aber nichts mit den Heizungen zu tun, über die sich das UBA auslässt. Pelletheizungen erfüllen alle Bestimmungen der aktuellen und auch der zukünftig verschärften Luftreinhaltungsverordnungen.

In Form von Pellets wird Holz sehr emissionsarm in Wärme umgewandelt. Denn der normierte Brennstoff ist trocken, homogen und frei von Schadstoffen. Moderne Pelletkessel arbeiten deshalb mit extrem geringen Emissionen.

Feinstaub PM10 neu

Die in der Grafik gezeigten Daten des UBA zu den Feinstaubemissionen der Holzheizungen bringt es auf den Punkt: nur 0,3 % der Emissionen stammen aus modernen Pelletfeuerungen.

Moderne Pelletheizanlagen sind heute und morgen der CO2-neutrale Hoffnungsträger für den Klimaschutz im Wärmebereich schlechthin – der steigende Mangel an regenerativem Strom verschiebt die Hoffnungen, die auf der Wärmepumpe liegen, in die ferne Zukunft. Nach aktuellen Studien ist ab 2040 mit ausreichend regenerativem Anteil im Strommix zu rechnen."

Haben Pelletheizungsbesitzer also alles richtig gemacht?

Helmut Schellinger: „Das ist sicher so. Mit ihrer Pelletheizung leisten die Menschen einen großen Beitrag zum Klimaschutz. Sie reduzieren den CO2-Fußabdruck Ihres Haushalts um ca. 8 Tonnen pro Jahr (Durchschnitt unserer Kunden, pro Kopf Emission Deutschland 8,5 Tonnen CO2e pro Jahr) – die vierköpfige Familie spart so etwa 25 Prozent!

Aus unserer Sicht ist die Verwendung von Biomasse in Form von Pellets die Lösung und nicht das Problem. Heizen mit Pellets ist für den Klimaschutz und die Einhaltung der europäisch vereinbarten Klimaziele unverzichtbar, die dabei entstehende Feinstaubbelastung ist im Vergleich zu den anderen Feinstaubquellen minimal. Wird die Pelletheizung noch mit einer Solaranlage kombiniert, wird die Heizung im Sommer abgestellt und der Rohstoff Holz wird besonders ressourcenschonend eingesetzt – alles richtig gemacht!"

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